Where The Magic Happens – Jens Achtert im Interview mit der Zeitschrift ProfiFoto
Viele Fotografen entdecken LED Dauerlicht für ihre Arbeit, denn es eignet sich für Fotos ebenso wie für den Einsatz bei Filmaufnahmen. Thomas Nowara von Schnittpunkt sprach für ProfiFoto mit dem Fotografen Jens Achtert über dessen Erfahrungen mit Licht.
ProfiFoto: Jens Achtert, für viele Fotografen ist die Lichtsetzung das Entscheidende in der Bildgestaltung. Geht es Dir genauso? Jens Achtert: Interessanter Weise habe ich immer mehr in Licht investiert als in Kameras. Objektive müssen zwar eine anständige Qualität haben, aber bei Kameras sind die Qualitätsunterschiede mittlerweile so gering, da macht das zumindest für mich keinen Sinn. Ein gut ausgeleuchtetes Motiv sieht selbst auf einem Smartphone-Bild oft genial aus. Bei der Bildgestaltung ist die Lichtsetzung für mich nicht nur das, „Where The Magic Happens“, sondern schlichtweg Alles. Selbst wenn dein Bildaufbau völliger Mist ist und langweilig ohne Ende, mit dem richtigen Licht zauberst du selbst aus einem Billigkugelschreiber für zehn Cent ein Kunstwerk, das jeder haben will. Ich habe viele Jahre wirklich übelst billige Werbeartikel für Kataloge fotografiert – das ist deutlich schwieriger als Designer Objekte in Szene zu setzen. Da lernst du, was Licht ist, und wie man damit umgeht. Neben Fotos erstellst Du auch Videos. Seit wann und wie bist Du dazu gekommen? Ich habe an der Johannes-Gutenberg Schule in Stuttgart meine reguläre Ausbildung gemacht: Im ersten Jahr bedeutet das Schwarzweißfotografie, im zweiten Jahr dann Farbfotografie, und im dritten Jahr Video. Zusätzlich habe ich noch ein Jahr Regie an der Schule belegt, praktisch als Bonus on top. Das Thema Video ruhte lange Zeit nach meiner Ausbildung, bis ich 2002 parallel zu meinen Fotokampagnen begann, Making-Ofs und erste Reportagen zu drehen. Dann kamen zwei, drei Jahre Fernseharbeit für meine TV-Serie „Star for One Day“. Ab 2009 habe ich dann meinen Schwerpunkt online gesetzt, und seitdem zahllose Beiträge für Breuninger Fashion-TV, IT-Unternehmen und zuletzt für den VfB Stuttgart realisiert. Die Kunden fragten mich immer wieder, ob ich die Making-Ofs noch etwas besser drehen kann – so wurden langsam Werbefilme daraus. Werbefilme und Reportagen machen mittlerweile zwei Drittel meiner Arbeit aus.
Was ist für Dich der Unterschied zwischen Stand- und Bewegtbilder? Die Art zu Denken ist völlig verschieden. Jede einzelne Szene – auch die einfachste Einstellung – besteht aus einer Ausgangssituation, einem Spannungs- oder Handlungsbogen und einem Ende. Leider vergessen das viele junge Kameraleute oft oder wissen es nicht. Sie schwenken dann munter alles ab, was ihnen vor die Linse kommt und sammeln recht fleißig mit Gimbal und Drohne Sequenzen, in der Hoffnung, dass irgendwas dabei ist. Entsprechend aufwändig ist dann der Schnitt, und dürftig das Ergebnis. Beim Filmen musst du immer in Handlungen und Zielen denken. Wo beginnt deine Einstellung, wo endet sie, was bedeutet sie für den Zuschauer, ist es interessant? Bewegt sich dein Motiv, bewegst du dich, oder bewegt ihr euch beide – und warum? Das bewegte Bild ist ein komplexer Vorgang, der sich völlig vom Foto unterscheidet. Im Foto musst du eine komplette Geschichte in einem einzigen Bild festhalten. Jedes noch so kleine Details hat Bedeutung. So gesehen erfordern Foto und Film zwei völlig entgegensetzte Denkweisen. Gilt das auch für den Einsatz von Kunstlicht? Wir erleben wieder einmal ein Comeback des Dauerlichts. Als ich meine Ausbildung begonnen habe, gab es eigentlich nur Heißlicht, und Vollformat bedeutete damals 18 x 24 cm bei Blende 90 oder 128. Wir haben im Sommer in der Badehose gearbeitet. Erste Blitzanlagen für Werbestudios kamen von Rollei, Musch, Bläsing und anderen Spezialisten, die heute kaum einer mehr kennt oder mit Blitz in Verbindung bringt. Später folgten Bron, Elinchrom, Hensel, Multiblitz und viele andere, aber eher in den kleineren oder Porträtstudios. Mit der digitalen Fotografie kam es in den 90-ern zu einem ersten kurzen Comeback des Dauerlichts, da die ersten Rückteile die Objekte scannten und dafür enorm viel Dauerlicht nötig war. HMI war hier gefragt. Als die digitalen Kameras dann mit Blitzlicht funktionierten, verschwand das Dauerlicht meist wieder aus den Studios. Manche der großen Studios sind dennoch bei Heißlicht und/oder HMI geblieben, vor allem im Bereich Still- und Möbelfotografie. Ich denke, es ist eine Stilfrage und abhängig von der Anwendung oder Aufgabe des Fotografen. Und wie sieht die Situation heute aus? Da gibt drei Aspekte, die Hand in Hand gehen: Erstens muss heute sehr viel mehr, schneller und günstiger produziert werden. Das ist eine Sache von Nachfrage und Preisgestaltung. Wenn du „old school“ Qualität abliefern willst, musst du Kunden dafür begeistern und ihnen die Vorteile klar machen, beziehungsweise die Kosten gut begründen. Kürzlich war ich Standbildfotograf bei so einem gigantischen Werbedreh. Die Jungs von der großen Filmproduktion haben brav „ihr“ Licht abgebaut, damit ich alles neu ausleuchten musste. Die haben allerdings blöde geschaut, als ich das absolut gleiche Licht für meine Fotos in ein paar Minuten fertig hatte, statt in stundenlanger Arbeit, die sie sich mit den alten Scheinwerfern gemacht hatten. Du musst heute Wege finden, in sauberer Qualität schneller zu produzieren – egal was und wie viel du für deine Arbeit verlangst. Hilfreich dabei ist zum einen die höhere Empfindlichkeit von Foto- und Filmkameras. Es macht schon wirklich einen großen Unterschied, wenn du statt mit ISO 100 bei guter Qualität mit 800, 1600 oder sogar 5000 und mehr arbeiten kannst. Mit LED-Licht musst du nicht mehr mit irgendwelchen Folien wurschteln, sondern stellst dir den passenden Wert einfach konstant ein.
Und wie setzt Du LED-Dauerlicht in deiner Fotografie ein? Für Fotografen gibt es in aller Regel nur ein wahres Licht – das natürliche Licht der Sonne. Da dies nicht immer in der gewünschten Qualität zur Verfügung steht, muss nachgeholfen werden. Dabei sind Lichtquellen, die eben dieses Sonnenlicht imitieren, am besten. LED-Dauerlicht imitiert Tageslicht mittlerweile bemerkenswert gut, das war in den Anfängen anders. Es muss längst nicht immer das High-End-Licht im obersten Preislevel sein. Es gibt heute durchaus preiswerte Lichtquellen, die eine hohe Brillanz und Qualität liefern. Man braucht vielleicht ein oder zwei Lampen mehr, oder zusätzliche Reflektoren und ein paar Kniffe, aber man kommt damit hin. Hinzu kommt, dass Fotografie und Film zusammenwachsen. Es gib kaum eine Produktion in unserem Studio, bei der nicht gleichzeitig Film und Fotos für einen Kunden entstehen. Das macht Sinn, spart Zeit und
Geld, und die Werbekampagne sieht wie aus einem Guss aus, was die Wiedererkennung verstärkt. Wenn ich jetzt mein Set ausgeleuchtet habe, muss ich nicht immer komplett von Blitzlicht auf Dauerlicht umbauen, sondern kann eine Ausleuchtung für beides nutzen. Und dafür ist LED Dauerlicht perfekt! Ich habe schon vor Jahren damit begonnen, für Stills Dauerlicht einzusetzen. Das Problem dabei war immer der Kunstlichtcharakter, der sich mit dem Umgebungslicht nicht vertragen hat. Heißlicht musste immer über Filterfolien irgendwie passend gemacht werden. Die Folien haben aber nicht nur die Lichtmenge um Blenden reduziert, sondern auch die Brillanz genommen. Bei LED ist das nicht so. Genial sind Systeme, bei denen sich die Farbtemperatur wechseln lässt. Auch die Belichtungszeiten bei Porträtaufnahmen mit LED sind mittlerweile durch die höheren ISO-Werte an den Kameras ausreichend kurz.
Welches LED Licht verwendest Du? Ich habe mit den Profilux von Hedler schon vor Jahren begonnen, LED Licht einzusetzen. Mittlerweile haben wir drei dieser Lampen mit, und zwei ohne Fresnel-Linsen praktisch im Dauereinsatz. Die Scheinwerfer haben wir vorab gegen andere Lösungen getestet. Klarer Vorteil bei Hedler: die deutlich höhere Lichtmenge und die Qualität der Scheinwerfer bei einem durchaus attraktiven Preis. Ich nutze außerdem drei Dedo Scheinwerfer, die ich liebe. Bei reinem Tageslicht verträgt sich das Licht der Hedler Lampen jedoch leider überhaupt nicht mit den Kunstlichtscheinwerfern von Dedo. Das sind zwei Welten, die nicht zusammengehen.
Der Lichtkoffer, den ich derzeit nutze, enthält Bicolor LED-Panels, die sowohl mit den Spots von Dedo, als auch mit denen von Hedler sowie mit Tageslicht harmonieren. Die LED-Panels lassen sich, anders als die Scheinwerfer von Hedler oder Dedo, über einen Akku betreiben. Im Set hängt man die schnell mal über die Darsteller an die Decke oder an einen C-Stand. Sie sind extrem flach, trotzdem aber wirklich hell – und für mich absolut überraschend: Das Licht ist unglaublich brillant, was bei LED Panels eher selten ist. Manche Panels machen nur so eine trübe Lichtbrühe, die halt irgendwie hell macht. Welche Lichter setzt Du wann für was ein? Immer das richtige Licht für den richtigen Job. Es gibt durchaus Jobs, bei denen Blitzlicht einfach Pflicht ist, etwa um schnelle Bewegungen einzufrieren. Für den mobilen Einsatz habe ich häufig das Porty System von Hensel im Einsatz. Damit kann man selbst gegen die stärkste Sonne bei Modeaufnahmen oder Porträts wunderbar blitzen. Weil ich viel unterwegs bin, habe ich mir außerdem fünf Blitzgeräte von Godox gekauft, die einen wunderbaren Job on location machen, wenn es um Innenaufnahmen geht wie zum Beispiel bei Businessporträts. Scheinwerfer sind nach wie vor unverzichtbar, wenn es darum geht, eine Bühne aus der Entfernung für einen Live Stream auszuleuchten. LED-Panels sind toll für Interviews oder auch Food und Stills. Da ich sehr viele verschiedene Stile fotografiere, kombiniere ich gerne und immer wieder neu. Ich bin nicht auf einen Look und einen Style festgelegt, sondern liebe es, mich immer wieder neu zu erfinden oder sogar uralte Lichtsetzungen wiederzuentdecken.
Wer mehr über die Arbeiten des Fotografen Jens Achtert erfahren will und einen Blick hinter die Kulissen werfen möchte: im Blog https://imagecouture-portraitfotografie.blogspot.com findet man Bilder, Videos und viele Artikel.
Den Test der HEDLER Scheinwerfer im Vergleich zu anderen Herstellern findet man bei YOUTUBE.